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  • AutorenbildMichael Meier

Interview mit Krebsbloggerin Yvonne


Warum gerade ein Interview mit der Krebsbloggerin Yvonne?


Mein Blog existiert ja erst seit ein paar Wochen im Web und auf Facebook. Seit kurzem bin ich auch in einer Krebs-Facebook-Gruppe und so auf den Blog von Yvon gestoßen. Mich hat ihre Einstellung zur Krankheit und zum Leben einfach beeindruckt.

Ihre BlogbeitrĂ€ge sind außerdem sehr informativ und interessant zu lesen.

Auf der Seite von Yvon findet ihr auch meine Antworten zu unserem Interview.

Wir haben uns gegenseitig dieselben Fragen gestellt und hoffen, euch gut zu unterhalten.

Ich freue mich natĂŒrlich immer ĂŒber eure Kommentare und Feedback!


Folge #1

Interview mit Yvonne Binder von „www.krebsblog.com“


FĂŒr die Leute die dich nicht kennen, stell dich doch einfach mal kurz vor. Wer bist du und was fĂŒr eine Art Krebs hast du?

Yvonne: Mein Name ist Yvonne, 33 Jahre alt, vergeben aber nicht verheiratet 😉 und wohne mit meinem Freund in Appen, ein kleines Dorf in der NĂ€he von Hamburg. Ich hatte mit 22 Jahren Darmkrebs. Am Wochenende habe ich noch meinen 22. Geburtstag gefeiert und am Montag bin ich mit Verdacht auf BlinddarmentzĂŒndung ins Krankenhaus gekommen. Diagnose Darmkrebs. So schnell kann sich das Leben Ă€ndern
 Nach der ersten Schockdiagnose kam der nĂ€chste Schock, denn ich habe HNPCC/ Lynch- Syndrom. Ein Gendefekt der zu Krebs fĂŒhrt.

Neben dem ganzen Thema Krebs - was machst du beruflich und wie verbringst du deine Freizeit?

Yvonne: Ich arbeite bei einer privaten Krankenversicherung im Bereich Behandlungsmethoden und Arzneimittel. 2016 habe ich noch meinen Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen gemacht. Man gönnt sich ja sonst nichts. 😉 Eigentlich komme ich aber aus der gesetzlichen Krankenversicherung, daher versuche ich auch Krankenkasse- Themen mit in meinen Blog auf zu nehmen. Wie bei dir, ist einer meiner Hobbys das Bloggen. Da geht schon sehr viel Freizeit bei drauf. Neben dem Bloggen fahre ich Mountainbike, liebe gutes Essen (Kochen und Essen) und bin gerne in der Natur. Gerne auch an Orten, wo man sonst niemanden trifft. Ich versuche immer mal Sachen zu machen, die ich noch nie gemacht habe. Vor kurzem haben wir uns ein Kultur- Abo (Oper und kleine Theatergruppen) geholt, dann habe ich mal einen Didgeridoo- Kurs gemacht oder war Klettern im Kletterpark. Hauptsache mal ein bisschen raus, aus dem Alltag.

Warum machst du eigentlich einen Blog ĂŒber Krebs, warum willst du andere Menschen an deiner Geschichte Anteil haben lassen?

Yvonne: Auch bei mir gibt es mehrere GrĂŒnde. Mein Gendefekt gehört zwar zu einen der weit verbreiteten genetischen Mutationen (5% der DarmkrebsfĂ€lle), ist aber doch noch recht unbekannt. Durch den Blog komme ich mit anderen Betroffenen in Kontakt und kann mich austauschen. Außerdem möchte ich gerade in diesem Bereich weiter aufklĂ€ren. Nur ein kleiner Teil der MutationstrĂ€ger wissen von ihrem Gendefekt. Leider wird immer noch viel zu selten eine genetische Untersuchung veranlasst, obwohl eigentlich alle Anzeichen dafĂŒr vorhanden sind. Hier ist leider auch bei vielen Ärzten noch AufklĂ€rungsbedarf. Dann habe ich im Laufe meiner Krankheit immer wieder gehört „Mensch Yvonne, wie machst du das eigentlich? Du lebst so gut damit, ich wĂŒrde wahrscheinlich den ganzen Tag zu Hause sitzen und weinen“: Das hat mich angeregt anderen Krebspatienten und Menschen mit genetischen Krebs beim Umgang mit der Erkrankung zu helfen. Ich denke auch, dass nur ein anderer Krebspatient nachfĂŒhlen kann, wie es einem wirklich geht. Psychologen gehen das Thema meiner Erfahrung nach zu theoretisch an.

Hast du im Alltag durch die Erkrankung mit Problemen oder auch Vorurteilen zu kÀmpfen? Bist du irgendwie eingeschrÀnkt?

Yvonne: Ja, seit meiner Operation habe ich mit Verdauungsbeschwerden zu kĂ€mpfen. Das klingt zwar im ersten Moment eher lĂ€cherlich, ist aber teilweise sehr schmerzhaft. Ich muss seitdem auch sehr aufpassen was ich esse. Durch den Gendefekt gelte ich nie als geheilt. Mein Körper ist sozusagen eine tickende Zeitbombe. Ich muss den Rest meines Lebens zu engmaschigen Vorsorgeuntersuchungen, in der Hoffnung den nĂ€chsten Krebs rechtzeitig zu erkennen. Die psychische Belastung ist daher sehr hoch. Auch war ich eine Weile Single und wie jeder weiß ist es eh schon nicht so leicht den richtigen Partner zu finden. Mit einem Gendefekt wird es zusĂ€tzlich schwerer. Denn ich bin ein Mensch, der von Anfang an offen und ehrlich ist. Ein Date beendete den Abend mal mit den Worten „ich finde dich echt klasse, aber mein Vater ist an Darmkrebs gestorben und das schaffe ich nicht noch einmal.“

ZwangslĂ€ufig wird man mit der Diagnose Krebs auch mit dem Thema Tod und Sterben konfrontiert. Wie gehst du damit um - hast du konkrete Ängste?


Yvonne: Ich habe Angst wieder Krebs zu haben. Durch das Lynch- Syndrom/ HNPCC kann der fast ĂŒberall auftreten. Ich habe Angst, dass er nĂ€chstes Mal an einer Stelle entsteht, die vielleicht nicht so gut zu behandeln ist. Im Krankenhaus habe ich mir wirklich gedacht „das war`s jetzt“ (die Prognose sah nicht so gut aus). Ich hatte da viel Zeit zum Nachdenken. Zum GlĂŒck war ich schon immer jemand, der das Leben in vollen ZĂŒgen genießt. Ich habe aber ein zwei Sachen aufgeschoben (z.B. einen Tauchschein machen). Mittlerweile mache ich einfach, was mir in den Sinn kommt. Wenn dann doch einmal der Tod vor der TĂŒr steht, möchte ich mir nicht irgendwann mal sagen „ach hĂ€ttest du doch nochmal
“. Ich glaube mit dem GefĂŒhl nichts verpasst zu haben, kann man auch dem Tod entgegentreten. 😉 Aber mein Ziel ist es mindestens 80 Jahre alt zu werden, also habe ich noch viele Jahre vor mir. Bei diesem Thema fĂ€llt mir ein, dass ich immer noch keine PatientenverfĂŒgung gemacht habe. Das Thema werde ich dringen mal angehen.

Wenn man unsere BlogbeitrÀge verfolgt fÀllt auf, dass wir beide wohl ziemlich Àhnlich ticken. Haben sich in deinem Leben mit der Krankheit die PrioritÀten verschoben?

Yvonne: Ja, meine Einstellung zum Leben ist eine ganz andere geworden. Stress auf der Arbeit bringt mich kaum noch aus der Ruhe, weil es eben nur die Arbeit ist und nichts lebensbedrohliches. Wenn man Krebs hatte erkennt man was wirklich wichtig ist. Ich habe viel UnterstĂŒtzung durch meine Freunde und Familie bekommen, niemand hat sich abgewandt, es war eher sogar andersrum. Das hat mir gezeigt, wie wichtig die Familie und enge Freunde sin. 😊 Ab Dezember werde ich meine Arbeitszeit verkĂŒrzen, da mir Geld nicht mehr so wichtig ist. Ich genieße jeden Tag viel mehr und bleibe manchmal einfach stehen, um mir einen Sonnenaufgang an zu schauen. Solche kleine Wunder der Natur sind bei mir frĂŒher völlig unter gegangen. Mein Leben hat sich unterm Strich eher positiv verĂ€ndert.

Was hast du in Bezug auf deinen Blog fĂŒr PlĂ€ne - wie geht es die nĂ€chste Zeit weiter bei dir?

Yvonne: Ich möchte meine ArbeitszeitverkĂŒrzung nutzen, um mehr Zeit in meinen Blog stecken zu können. Ich möchte in meinem Leben was Sinnvolles tun und das kann ich mit dem Blog. Menschen zu helfen und zu unterstĂŒtzen mit Ihrer Erkrankung besser um zu gehen. Und Krebspatienten helfen bei den Krankenkassen ihre Rechte durch zu setzen. Aktuell arbeite ich auch an einem eigenen E-Book. Ich möchte gerne mit meiner Geschichte andere ĂŒber HNPCC/ Lynch- Syndrom aufklĂ€ren und ihnen zeigen, dass auch man auch mit dieser Diagnose ein erfĂŒlltes Leben, ohne stĂ€ndige Angst, haben kann.


Die nÀchste Folge ist als Podcast geplant - dann gibt's was auf die Ohren! :-)


Ich hoffe euch hat das Interview gefallen?!

Wenn ihr Yvon's Blog weiter verfolgen wollt, dann könnt ihr das ganz bequem ĂŒber ihre Internetseite machen.


Und HIER geht es zu meinem Interview.

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